Hypotonie: Formen und Ursachen für niedrigen Blutdruck

Wir erörtern verschiedene Formen und Ursachen der Hypotonie. Morgendliches Frösteln und das Anziehen mehrerer Sockenschichten könnten mehr als nur ein Zeichen für kaltes Wetter sein; sie können Symptome eines niedrigen Blutdrucks darstellen.

Dieser Zustand, medizinisch als Hypotonie bekannt, manifestiert sich ebenfalls durch Konzentrationsschwierigkeiten und Schwindelgefühle. Zwar variieren die Grenzwerte, ab denen der Blutdruck als zu niedrig gilt, jedoch ist es entscheidend, die Verbindung zwischen Hypotonie und möglichen Herzerkrankungen zu verstehen.

Es ist wichtig, bei Anzeichen von Hypotonie den Blutdruck regelmäßig zu überwachen. Eine konstante Beobachtung kann dabei helfen, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Auch wenn niedriger Blutdruck weniger Beachtung als hoher Blutdruck findet, ist er dennoch ein relevanter Gesundheitsindikator, den es nicht zu unterschätzen gilt.

Definition: Was ist Hypotonie?

Im menschlichen Kreislauf wird der Blutdruck als Druck in den arteriellen Gefäßen gemessen. Bei einem erwachsenen Menschen sind Werte von 120 mmHg systolisch und 80 mmHg diastolisch als Durchschnittswerte normal.

Arterielle Hypotonie, oft schlichtweg Hypotonie genannt, beschreibt eine Situation, in der das sauerstoffreiche Blut nicht ausreichend zu Organen, Muskeln und anderen Körperregionen transportiert wird. Bei Männern spricht man bei einem systolischen Druck von unter 110 mmHg und bei Frauen von unter 100 mmHg von Hypotonie. Eine zu niedrige Diastole ist durch Werte unter 60 mmHg gekennzeichnet. Bei Verdacht auf Hypotonie ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren, der entsprechende Untersuchungen veranlassen kann.

Wissenswertes:
Unter der Systole versteht man den Prozess, bei dem durch das Zusammenziehen des Herzmuskels Blut in den Körper geleitet wird. Die Diastole beschreibt hingegen den Vorgang, durch den während der Phase der Entspannung und Füllung Blut erneut in die Herzkammern strömt.

Formen und Ursachen für niedrigen Blutdruck

Hypotonieform Ursachen Behandlungsmöglichkeiten
Primäre, idiopathische Hypotonie Genetische Prädisposition für dysfunktionale Regulation des Blutdruckkontrollsystems; unbestimmte Ätiologie Anpassung des Lebensstils; Überwachung und Management ohne spezifische Behandlung, da die Ursache unklar ist
Sekundärer, symptomatischer Blutunterdruck Behandlung der Grunderkrankung; Anpassung oder Wechsel der Medikamente; spezifische Therapien je nach Ursache
Orthostatische Hypotonie Störung der Orthostase-Regulation beim Wechsel von liegender zu stehender Position; unklare Ursachen Physikalische Maßnahmen wie Kompressionsstrümpfe; Medikamente zur Erhöhung des Blutdrucks; Anpassungen im Alltag zur Vermeidung schneller Positionswechsel

Primäre, idiopathische Hypotonie

In der medizinischen Fachliteratur wird der Begriff „primäre, idiopathische Hypotonie“ für eine Form des Blutunterdrucks verwendet, der konstitutionell bedingt ist und dessen Ätiologie unbestimmt bleibt. Es besteht die Hypothese, dass eine genetische Prädisposition für eine dysfunktionale Regulation des körpereigenen Blutdruckkontrollsystems verantwortlich sein könnte, was sich entweder durch Hypertonie oder Hypotonie manifestieren kann.

Der menschliche Organismus verfügt über ein hochentwickeltes Regulationsnetzwerk zur Aufrechterhaltung eines normierten Blutdrucks, zentral dabei sind die Barorezeptoren. Diese Sensorik befindet sich in den Wänden der großen Arterien und ist empfindlich für Veränderungen der Gefäßdehnung. Eine Überdehnung der Blutgefäße bei Hypertonie oder ein Mangel an Druck bei Hypotonie führt zu einer Informationsübertragung an das Stammhirn, welches daraufhin adaptiv das Herz-Kreislauf-System moduliert, um den Blutdruck zu normalisieren.

Ebenso spielt die Niere eine essentielle Rolle in der Blutdruckregulation, insbesondere bei Hypotonie. Ein Abfall des Blutdrucks bewirkt, dass die Niere Renin freisetzt, was eine Vasokonstriktion induziert und die Kochsalz- und Harnausscheidung reduziert, um dadurch den vaskulären Druck zu erhöhen. Eine unzureichende Antwort der Barorezeptoren oder eine inadäquate Reninfreisetzung durch die Niere reflektiert sich direkt in abnormalen Blutdruckwerten.

Sekundärer, symptomatischer Blutunterdruck

Die sekundäre Form der Hypotonie zeichnet sich dadurch aus, dass sie als Begleiterscheinung einer zugrundeliegenden Pathologie oder als Nebenwirkung bestimmter Medikamente auftritt. Niedriger Blutdruck manifestiert sich häufig als Symptom einer Reihe von Erkrankungen, einschließlich, aber nicht beschränkt auf:

  • Kardiovaskuläre Leiden, darunter insbesondere Herzinsuffizienz und Arrhythmien, die eine unzureichende Blut- und Sauerstoffversorgung des Körpers zur Folge haben.
  • Hypothyreose, bei der die verminderte Schilddrüsenfunktion den Stoffwechsel und somit den Blutdruck negativ beeinflusst.
  • Chronische Veneninsuffizienz, welche die Rückführung des Blutes zum Herzen beeinträchtigt und somit den Blutdruck senken kann.

Neben diesen Krankheitsbildern kann der Einsatz von bestimmten Pharmazeutika eine Hypotonie bewirken. Zu diesen Medikamentengruppen zählen vor allem:

  • Diuretika, die durch die Förderung der Urinausscheidung zu einem verringerten Blutvolumen und damit zu einem sinkenden Blutdruck führen.
  • Vasodilatatoren, die eine Erweiterung der Blutgefäße bewirken und dadurch den Blutdruck senken.

Es ist von entscheidender Bedeutung, die zugrundeliegende Ursache der sekundären Hypotonie zu identifizieren und zu behandeln, um potenzielle Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Orthostatische Hypotonie

Das kardiovaskuläre System hat die primäre Funktion, eine kontinuierliche Blut- und Sauerstoffversorgung aller Organe zu gewährleisten, unabhängig von der Körperhaltung einer Person – sei es im Stehen, Sitzen oder Liegen.

Dieser Mechanismus, bekannt als Orthostase-Regulation, erfordert eine Anpassung von Blutdruck und Herzfrequenz beim Wechsel von einer liegenden zu einer stehenden Position, um sicherzustellen, dass das Blut effektiv gegen die Schwerkraft zirkulieren kann.

Sollte dieser Anpassungsprozess gestört sein, kommt es zu einem Anstieg der Herzfrequenz ohne die notwendige Erhöhung des Blutdrucks. Diese Dysregulation wird als orthostatische Hypotonie definiert, die klinisch durch Symptome wie Schwindel oder Tinnitus beim Aufstehen charakterisiert werden kann. Die exakten Ursachen für orthostatische Hypotonie sind weitgehend unerforscht.

Symptome: Die Anzeichen von Hypotonie

Menschen mit niedrigem Blutdruck erleben häufig eine Vielzahl von Symptomen, die in ihrer Intensität variieren können und manchmal durch Stress verschlimmert werden. Zu den primären Merkmalen zählen:

  • Schwindelgefühle und leichtes Benommenheitsgefühl: Eine ungenügende Blutzufuhr zum Gehirn verursacht oft einen Mangel an Sauerstoff, der zu vorübergehender Sehschwärze und Schwindel führen kann.
  • Erschwerte Aktivierung am Morgen: Der Körper benötigt gerade morgens eine effiziente Durchblutung. Menschen mit niedrigem Blutdruck haben aufgrund verringerter Blutzirkulation eine Herausforderung, energisch in den Tag zu starten.
  • Kopfschmerzen: Eine schlechte Sauerstoffversorgung des Gehirns kann heftige oder pochende Kopfschmerzen nach sich ziehen.
  • Kühle Extremitäten: In Situationen begrenzter Ressourcen priorisiert der Körper die Versorgung vitaler Organe, was oft zu kalten Händen und Füßen führt.

Zu weiteren Anzeichen gehören:

  • Herzrasen: Ein ungewöhnlich schneller Herzschlag ohne ersichtlichen Grund kann auftreten.
  • Druckgefühle im Brustbereich: Patienten berichten gelegentlich über ein Gefühl der Enge in der Brust.
  • Stimmungsschwankungen: Depressive Verstimmungen können sich manifestieren.
  • Reduzierter Appetit: Eine geringere Nahrungsaufnahme kann ein weiteres Anzeichen sein.

Diese Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und stellen individuelle Reaktionen des Körpers auf die reduzierte Blutdrucklage dar.

Risikofaktoren bei Hypotonie

Bei Hypotonie sind bestimmte Risikofaktoren zu berücksichtigen, die nicht nur die tägliche Lebensführung beeinträchtigen, sondern auch ernsthafte Gesundheitsrisiken darstellen können. Diese Faktoren reichen von der Gefahr der Ohnmacht, die besonders beim Führen von Fahrzeugen kritisch sein kann, bis hin zu alltäglichen Symptomen, die auf tiefgreifendere medizinische Probleme hinweisen.

  • Gefährdung durch Ohnmacht: Beispielsweise beim Führen eines Fahrzeugs kann das Risiko eines Unfalls steigen.
  • Übersehene Grunderkrankungen: Eine nicht identifizierte Herzinsuffizienz könnte sich verschlimmern.
  • Alltägliche Symptome: Schwindel, Ohrensausen und Benommenheit signalisieren potenziell ernste Gesundheitsprobleme.

Hypotonie bei Herzinsuffizienz: Ein Risiko?

Hypotonie ist nicht immer unbedenklich, speziell wenn sie durch Herzinsuffizienz verursacht wird. Ein schwaches Herz vermag es eventuell nicht, genügend Blut zu pumpen, was einen unzureichenden Blutdruck zur Folge haben kann. In solchen Fällen könnte Hypotonie auf eine potenziell ernste Herzschwäche hinweisen, die Beachtung erfordert.

  • Relevanz: Niedriger Blutdruck bedarf Aufmerksamkeit, wenn eine Herzschwäche assoziiert ist.
  • Maßnahmen: Beobachtung und mögliche Behandlung der zugrundeliegenden Herzproblematik.
  • Wichtig: Nicht jede Hypotonie ist gefährlich, aber die Verbindung zu Herzinsuffizienz erfordert ein Eingreifen.

Behandlungsmöglichkeiten bei niedrigem Blutdruck

Bei behandlungsbedürftiger Hypotonie ist die Auswahl der Therapie entscheidend, die stark von der zugrundeliegenden Ursache abhängt. Herzschwäche kann beispielsweise mit einer Reihe von Arzneimitteln therapiert werden. Ergänzend lässt sich das Wohlbefinden durch eine ausgewogene Kombination aus körperlicher Betätigung und Erholung verbessern.

Eine angeborene Hypotonie erfordert dagegen oft keine medikamentöse Behandlung. Stattdessen können eine Steigerung der physischen Aktivität, angemessene Hydratation und der Verzehr koffeinhaltiger Getränke hilfreich sein. Des Weiteren sind Stützstrümpfe und regelmäßige Wechselduschen nützlich, um den Blutdruck zu regulieren.

Bei Vorliegen eines Venenproblems sollten bestimmte Maßnahmen, wie Wechselduschen, vermieden werden. Daher ist ein Arztbesuch unausweichlich, um die genaue Ursache der Hypotonie zu bestimmen. Erst nach einer sorgfältigen Diagnose kann mit einem Mediziner ein passendes Behandlungskonzept festgelegt werden. Wichtig ist dabei, keine eigenmächtigen Schritte gegen niedrigen Blutdruck zu unternehmen, sondern stets Rücksprache mit einem Facharzt zu halten.